Deiner Katze das Kratzen an Möbeln abgewöhnen
Du möchtest deiner Katze das Kratzen an Möbeln abgewöhnen? Dein gutes Verhältnis und deine Geduld zu deiner eigentlich so abgöttisch geliebten Katze bröckelt langsam? Du hast womöglich schon Unsummen ausgegeben für einen oder sogar mehrere Kratzbäume und trotzdem bevorzugt sie lieber deine teuren, schönen Möbel und andere Einrichtungsgegenstände? Deine Tapete hängt in Fetzen herunter oder deinem Lieblingsteppich sieht man mittlerweile die vielen Angriffe der Krallen deiner Katze an? Du verstehst deine Katze einfach nicht mehr und weisst nicht mehr weiter? Dann ist dieser Beitrag deine Pflichtlektüre!
In diesem Beitrag soll es zuerst um das Warum gehen. Warum kratzen Katzen überhaupt und warum auch noch an den Möbeln und nicht an dem teuren (neuen) Kratzbaum. Im zweiten Teil geht es um den Kratzbaum und dessen Eignung. Erst wenn man seine Katze besser verstehen lernt, kann man dieses unerwünschte Verhalten durch Erziehung und mit gezielten Tricks und Maßnahmen deutlich mindern oder sogar ganz abtrainieren, worum es dann im dritten Teil meines Beitrags geht. Was ich dir aber schon jetzt sagen kann, ist, dass es dauern wird. Da ist Geduld und Durchhaltevermögen gefragt!
Die 4 Schritte zur Rettung deiner Möbel und des guten Katzen-Mensch-Verhältnisses:
Schritt 1: Verstehen, warum jede Katze kratzt und garnicht anders kann!
- Das Kratzen der Katzen ist ein natürliches, angeborenes Verhalten und hat mehrere Gründe.
- Die Katze besitzt an ihren Pfoten unter ihren Ballen Duftdrüsen. Durch das verbreiten dieser Duftstoffe (durchs kratzen) markiert sie ihr Revier. Andere Katzen lässt sie dadurch wissen, das das ihr Territorium ist und die Eindringlinge da nichts zu suchen haben.
- Das Kratzen fühlt sich einfach gut an, denn es ist für Katzen eine Art Pfotenmassage. Denn durch das Kratzen werden die vorderen Gliedmaßen gedehnt. Ähnlich wie bei uns Menschen, wenn wir uns mal wieder eine Handmassage gönnen.
- Aber vor allem für die tägliche Krallenpflege ist das Kratzen unerlässlich. Instinktiv versuchen Katzen, ihre Krallen tip top in Schuss zu halten, da diese in freier Natur ihrem Überleben dienen. Draußen nutzen sich die Krallen viel schneller ab, da sie viel mehr Auslauf zur Verfügung hat und unzählige Baumstämme und andere Dinge, an denen sie kratzen kann. Zum einen dient die Krallenpflege zum schärfen der Krallen, denn im Laufe der Zeit werden diese einfach stumpf. Zum anderen müssen die alten, obersten Schichten der Krallen entfernt werden. Manchmal reißen sie sich diese äußere Hülle auch einfach mit ihren Zähnen ab. Jetzt weisst du auch, warum immer mal wieder Krallenhüllen in der Wohnung auf dem Boden herum liegen.
- Neben dem natürlichen Kratzverhalten gibt es aber auch das unnatürliche, krankhafte Kratzen. Übermäßiges Kratzen kann ein Anzeichen von Stress und Unsicherheit sein. Vielleicht hast du mehrere Katzen im Haus und deine Katze fühlt sich Unwohl aufgrund von Mobbing, Streit oder anderen Unstimmigkeiten in der Katzengruppe. Vielleicht ist sie der Meinung, ihren Teil des Reviers besonders stark markieren zu müssen, um in der Gruppe bestehen zu können. Auch große Veränderungen wie ein Umzug oder ein Umstellen von Möbeln oder auch ein neues menschliches Familienmitglied (Eifersucht) kann zu diesem Protest – Verhalten führen. Auch Langeweile kann ein Grund sein und gehört auch zum unnatürlichen Kratzverhalten, weil sie nicht genug Beschäftigung bekommt.
- Ein anderer, ganz banaler Grund ist, dass es Katzen ganz einfach Spaß macht! Erst recht an deinem schön weichen Mikrofaser-Sofa.
- Du siehst also: Ein Abgewöhnen des generellen Kratzens ist garnicht möglich. Man muss ihr deshalb gute Alternativen bieten.
Schritt 2: Mit einem guten, katzengerechten Kratzbaum kannst du deiner Katze das Kratzen an Möbeln abgewöhnen!
Drei geeignete Kratzbäume sind zum Beispiel diese hier:
- Ein guter, sinnvoller Kratzbaum ist die Voraussetzung dafür, das ein Abgewöhnen des Möbelkratzens auch Erfolg haben kann..
- Ein Kratzbaum muss unbedingt stabil sein und darf nicht großartig wackeln. Ein Umkippen sollte also ausgeschlossen sein. Es gibt Kratzbäume mit extra schweren und goßen Bodenplatten. Auch eine Wandhalterung kann helfen. Deckenspanner sind von Haus aus schon sehr kippsicher. Wenn der Baum einmal mit der Katze umgekippt ist, dann wird sie diesen verständlicherweise künftig meiden.
- Kratzmöglichkeiten: Es kommt in erster Linie nicht auf die Schönheit und das Design des Kratzbaums an. Der Baum kann noch so schön sein, aber wenn er nicht mit ausreichenden Kratzmöglichkeiten ausgestattet ist, macht er einfach wenig Sinn. Die Sisalstämme sollten mindestens 9 cm im Durchmesser aufweisen und lang genug sein, damit die Katze daran ausgestreckt kratzen kann. Nicht selten haben die Kratzbäume viel zu kurze Stämme. 70 – 90 cm Länge bei mindestens einem Kratzstamm ist ein guter Anhaltspunkt – je nach Größe deiner Katze.
- Natürlich ist es auch nie verkehrt, der Katze mehrere Kratzmöbel bereit zu stellen. Auch Kratzbretter oder Kratzsäulen können zusätzliche Kratzmöglichkeiten schaffen.
- Schaue dir einmal deinen Kratzbaum an und prüfe nach, ob diese Grundvoraussetzungen auch wirklich erfüllt sind. Wenn nicht, dann ist es nachvollziehbar, warum sich deine Katze andere – bessere – Gegenstände zum Kratzen sucht. Hier solltest du dann schleunigst nachrüsten!
Schritt 3: Deiner Katze das Kratzen an Möbeln abgewöhnen durch gezielte Maßnahmen, Erziehung und einigen Tricks
1.) gezielte Maßnahmen:
- Umstellen des Kratzbaums: Manchmal bringt das schon einen Erfolg. Platziere ihn am besten dort, wo deine Katze am liebsten ihr Kratzvergnügen auslebt. Am besten sollte er zentral im Wohnzimmer aufgestellt werden. Denn hier hat deine Katze den besten Überblick über das Geschehen. Den Kratzbaum in der Nähe ihres Schlafplatzes (wenn es nicht der Kratzbaum selbst ist) aufzustellen macht auch Sinn, da Katzen besonders gerne direkt nach dem Aufwachen kratzen und sich strecken möchten.
- Mehr Kratzmöglichkeiten / Alternativen bieten: Sodass sie schon fast darüber stolpert. Es gibt Katzen, die kratzen einfach nicht so gerne an senkrechten Sisalstämmen, sondern viel lieber an horizontalen Kratzteppichen. Einige bevorzugen Sisal, andere Teppichstoff usw. Wenn deine Katze ständig am Teppich kratzt, kann das ein Anzeichen dafür sein. Lege Kratzteppiche aus! Wenn deine Katze besonders an einer Stelle an der Tapete kratzt, kannst du versuchen, genau dort ein Kratzbrett oder ein Kratzteppich aufzuhängen bzw anzunageln. Und lobe deine Katze, sobald sie daran kratzt. Und gebe ihr negatives Feedback in Form eines strengen, festen „NEEEINN“ (nicht schreien), wenn sie versuchen sollte, an anderer Stelle an der Tapete zu kratzen. Eventuell ist es auch bei deinem Sofa machbar, ein Kratzbrett an der Kratzstelle anzubringen.
- Krallen schneiden: Um die Zerstörungskraft durch die scharfen Krallen zu minimieren, solltest du die Krallen deiner Katze kurz halten. Ich weiss, dass ist keine einfache Aufgabe und wirklich nicht bei jeder Katze möglich. Ich kann da ein Lied von singen! Wenn du eine junge Katze hast, hast du Glück. Fange gleich damit an und trainiere mit ihr das Krallen schneiden. Ganz langsam. Bei älteren Katzen ist das schon schwieriger. Nicht selten geht das nach hinten los bzw. wird der eigene Arm zum Kratz-Ziel. Und das tut weh und ist nicht ungefährlich! Auch ich saß wegen eines zerkratzen Arms schonmal in der Notaufnahme – das ist aber ein anderes Thema! Zurück zum Thema. Kaufe eine gute Krallenschere für Katzen. Die sind günstig zu haben und einfach zu bedienen. Mache dich vorher genau über die Vorgehensweise schlau – nicht, dass deine Katze (auch noch) verletzt wird. Bei Bedenken, kannst das Krallenschneiden auch dein Tierarzt übernehmen.
- Mehr Beschäftigung: beschäftige dich mit deiner Katze so oft es geht. Gerade, wenn du tagsüber nicht zuhause ist, muss sie abends umso mehr deine Aufmerksamkeit bekommen. Viel ansprechen, oft streicheln, bürsten, mehrmals spielen und Intelligenztraining. Futterspiele, Versteckspiele, Jagdspiele. Auch bei Menschen ist das nichts anderes. Wem ständig langweilig ist, der kommt irgendwann auf dumme Ideen. Jede Vernachlässigung lässt dich deine Katze spüren! Baue dein Katzenspielzeug doch einfach selber! Hier in unserem Beitrag zeigen wir dir, wie du das anstellst: Katzenspielzeug selber bauen.
- Achtung beim Möbelkauf: falls du vor hast, dir eine neue Couch zu gönnen (vielleicht auch weil die alte schon völlig zerfetzt ist), dann solltest du dir über den Stoff Gedanken machen. Wie schon erwähnt, ist eine feste Mikrofaser-Couch ganz beliebt für Kratzorgien. Leder dagegen ist oft zu glatt und gibt zu schnell nach. Auch wollartige Möbel finden Katzen nicht so interessant. Denke lieber über eine weiche-wollige, glatte oder besonders fluffige (nachgebende) Couch nach, als um eine eckige, feste.
2.) Deiner Katze das Kratzen an Möbeln abgewöhnen durch Erziehungsmaßnahmen:
- Null-Tolleranz-Grenze bei unerwünschtem Verhalten und viel Lob bei richtigem Verhalten: Sobald du deine Katze beim Möbelkratzen erwischt, musst du jedes Mal sofort mit einem strengen, harten „NEEEINN“ oder einem scharfen, fauchenden „AUSS“ reagieren. Schreie deine Katze aber bitte nicht komplett zusammen, dass ist alles andere als förderlich. Auch ein Fauchen, so wie es Katzen tun würden, wenn ihnen etwas nicht passt, ist für deine Katze ein klares Signal: „Mein Verhalten ist nicht ok.“ Trage sie dann ruhig zu ihrem Kratzbaum. Wenn sie danach an ihrem Stamm kratzen sollte, dann lobe sie, was das Zeug hält. Gebe ihr Leckerlies und spiele danach mit ihr – es gibt was zu feiern! Die Null-Tolleranz-Grenze gilt übrigens auch bei allen anderen unerwünschten Verhaltensweisen, wie das Klauen von Essen aus der Küche oder von dem Esstisch
- Die Wasserspritze: (Spielzeugspritze oder Sprühflasche ohne harten Strahl) ist eine Möglichkeit, jedoch sehr umstritten. Wenn man die Katze auf frischer Tat ertappt, kann man aus einem Hinterhalt (also ohne, dass die Katze sieht, wo der fiese Strahl herkommt) der Katze einen kurzen Sprühstoß verabreichen. So ein Wasserstrahl ist sehr unangenehm für Katzen. Sie würden sofort die Flucht ergreifen und von dem Möbelstück ablassen. Aber: Auch, wenn diese Methode schmerzfrei ist. Katzen sind schlaue Tiere und sie werden spätestens nach dem 3. Mal genau wissen, wem sie die nasse Dusche zu verdanken haben. Und dann kann es unter Umständen mit dem Vertrauen und dem guten Verhältnis vorbei sein. Zum einen könntest du dadurch eine Bedrohung für die Katze darstellen, was zu agressivem Verhalten gegenüber dir führen kann. Zum anderen gibt es Katzen, die extrem panisch auf Wasser und diesen unerwarteten Wasserspritzern reagieren, dadurch völlig verängstigt sind und sich in ihren eigenen 4 Wänden nicht mehr sicher fühlen. Deshalb ist die Wasserspritze mit Vorsicht zu genießen. Andererseits gibt es aber auch Wasserratten unter den Katzen, denen ein Wasserspritzer herzlich egal ist!
3.) Tricks anwenden:
- Catnip, Katzenminze: Sehr viele Katzen fahren auf den Duft von Katzenminze ab. Sprühe oder reibe die Kratzstämme oder andere erlaubte Kratzgegenstände mit Katzenminze ein. Das kann helfen, den gewollten Kratzgegenstand interessanter zu machen. Katzenminze/Catnip
- Katzenpheromone: Wenn das übermäßige Kratzen stressbedingt ist, können sogenannte Pheromone wie zum Beispiel „Feliway“ (Felisept Pheromonstecker) helfen. Wenn Katzen an Stuhlbeinen oder Menschenbeinen ihren Kopf reiben, dann markieren sie mit ihren Wohlfühl-Duftstoffen ihr Wohlfühl-Revier. Diese Pheromone werden im unteren Gesichtsbereich gebildet und durch spezielle Drüsen an die Umgebung abgegeben. Sie nehmen diesen Geruch dann wahr und fühlen sich wohl und sicher. Wenn die Katze nun aus welchen Grund auch immer großem Stress ausgesetzt ist und deshalb vermehrt kratzt, kann man diese Pheromone auf die betroffenen Stellen sprühen. Die Katze fühlt sich wohler und der Stress lässt nach. Folglich kratzt sie weniger und so kannst du deiner Katze das Kratzen an Möbeln abgewöhnen.. Es gibt auch Pheromon-Stecker für die Steckdose. Dieser versprüht den Wohlfühl-Duft in der ganzen Wohnung. Ich habe solche Pheromone aufgrund von Spannungen in der Katzengruppe selber ausprobiert und habe eine Besserung dadurch wahrgenommen.
- Möbel schützen: Wenn man nicht zuhause ist, kann man das Möbelkratzen schwer unterbinden. Dann kannst du deine Möbel, an denen deine Katze gerne kratzt, mit doppelseitigem Klebeband oder Alufolie schützen. Auch Plastikfolie (z.B. Abdeckplane), die du über das gesamte Sofa wirfst und befestigt, kann helfen. Klebrige Untergründe mögen die sensiblen Katzenpfoten garnicht, genauso wenig wie die glatte, knisternde Oberfläche der Alufolie. Du kannst auch krach machende Gegenstände, die bei Berührung umkippen auf der Couch platzieren. Sobald sie daran kratzt, fallen sie herunter – die Katze wird das weite suchen.
- Düfte: Katzen hassen Zitrusfrüchte. Orangen oder Zitronenschalen um das Sofa oder auf die Lehne gelegt oder die Stellen mit einem Wasser-Orangen/Zitronenduft-Gemisch einsprühen. Das kann kurzfristig deine Katze am Kratzen hindern.
- Bestechung durch Spielzeug, Leckerlies: Versuche, deine Katze so oft wie möglich davon abzuhalten, am Sofa oder der Tapete zu kratzen, indem du sie ablenkst. Schnell eine Katzenangel oder das geliebte Baldriankissen geworfen und schon rennt sie hinterher und hat es vergessen. Biete ihr einfach was besseres an, als die Möbel. Beschäftige dich mit ihr.
Das Wichtigste ist, Geduld zu haben und nicht so schnell aufzugeben. Bestrafung hilft meist nur kurzfristig. Du solltest genug Alternativen zur Verfügung stellen und dich ausgiebig mit ihr beschäftigen.
Wenn das alles zu keiner keine Besserung führen sollte, (weil vielleicht der Stress in der Katzengruppe einfach zu groß ist), dann besteht die Möglichkeit einen Tiertrainer oder Tierpsychologen aufzusuchen, der zu dir in die Wohnung kommt und deine Katze und das Verhalten genau analysiert und dir aktiv hilft.
Lese-Tipp: Wenn du Schwierigkeiten hast, deine Katze an den neuen Kratzbaum zu gewöhnen, dann lese dir dazu gerne meinen Beitrag „Katze an den Kratzbaum gewöhnen“ nach. Das hilft bestimmt.